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77. Newsletter – vom 2.12.20252. Fachtagung Bauwerksprüfung am 4. / 5.11.2025 Sehr geehrte Mitglieder des VFIB, im Jahr 2023 hat der bisherige „VFIB-Erfahrungsaustausch Bauwerksprüfung nach DIN 1076“ erstmals als „Fachtagung Bauwerksprüfung nach DIN 1076“ gemeinsam und mit Unterstützung des Bundesverkehrsministeriums stattgefunden. Dass sich dieses neue Format auf Anhieb bewährt hat, das zeigte nun die „2. Fachtagung Bauwerksprüfung nach DIN 1076“ am 4. und 5. November 2025 im Congress Centrum Würzburg mit einem neuen Teilnehmerrekord von insgesamt 890 Teilnehmerinnen und Teilnehmern! Das ist für ein Spezialgebiet des Bauingenieurwesens ein beachtenswerter Erfolg und zeigt die besondere Bedeutung dieser wichtigen Aufgabe für die Erhaltung der Infrastruktur. Auch dieses Mal gab es im Programmablauf einige Neuerungen, denn um mehr Vorträge zu ermöglichen fanden die ersten Vorträge bereits am 4. November statt. Entsprechend gut besucht war daher abends das Get Together im Rahmen der begleitenden Fachausstellung mit 34 Ausstellern.
Nach einer kurzen Begrüßung durch den neuen VFIB-Vorstandsvorsitzenden MR Dipl.-Ing. Robert Bayerstorfer startete die Vortragsreihe zunächst mit einem Vortrag von RD Dipl.-Ing. Ralph Holst, Referatsleiter Infrastrukturmanagement in der BASt, und seinem Mitarbeiter Dr. rer. nat. Stefan Kraus zum Thema „Digitale Werkzeuge für die Bauwerksprüfung“. Ein Thema, das bei der Arbeit der Bauwerksprüfingenieure immer wichtiger wird und neue Möglichkeiten eröffnet. Im Vortrag wurde vor allem vorgestellt, wie durch die Digitalisierung bei der Verwaltung von Bauwerksdaten mit genormten Standards und Schnittstellen existierende Daten effektiver genutzt und neue Daten effizienter verarbeitet werden können. Der zweite Vortrag von Dipl.-Ing. Ernst Forstner, Technical Director der Firma STRUCINSPECT aus Wien befasste sich ebenfalls mit dem Thema „Neue Norm im KI-Zeitalter – Möglichkeiten der bildgebenden Verfahren in der Bauwerksprüfung im Rahmen der neuen DIN 1076“. Der Vortrag widmete sich vor allem den neuen Möglichkeiten durch die Überarbeitung der DIN 1076 und der Öffnung der Norm hinsichtlich digitaler Prüfverfahren. Damit sind erstmals Anforderungen und Einsatzmöglichkeiten bildgebender Verfahren ergänzend zur klassischen Bauwerksprüfung definiert. Der letzte Vortrag an diesem Nachmittag beschäftigte sich mit dem Einsatz digitaler Verfahren an einem konkreten Bauwerk. Unter dem Titel „Digital unterstützter Brückenbetrieb am Beispiel der Nibelungenbrücke Worms“ wurde von Dipl.-Ing. Andreas Jackmuth, Fachgruppenleiter Konstruktiver Ingenieurbau beim Landesbetrieb Mobilität Rheinland-Pfalz vorgestellt, wie eine denkmalgeschützte Brücke trotz Schäden weiterbetrieben werden kann. Es wurde dabei vor allem erläutert, mit welchen Maßnahmen die Alte Nibelungenbrücke Worms als Pionierbauwerk der Spannbetonbauweise im Rahmen eines Forschungsvorhabens als Validierungsobjekt zur Nutzungsdauerverlängerung weiterbetrieben werden kann. Im Zentrum steht hierbei das Konzept des digitalen Zwillings mit seinen verschiedenen Komponenten. Ein sehr interessanter Ansatz, der zwar aufwendig, aber durchaus zukunftsweisend sein kann.
Am Abend des ersten Tages war dann das Get Together angesagt mit Erfahrungsaustausch und vielen persönlichen Gesprächen bei ausgesprochen guter Stimmung.
Der zweite Tag der Fachtagung wurde zunächst mit der Begrüßung des VFIB Vorstandsvorsitzenden MR Dipl.-Ing. Robert Bayerstorfer eingeleitet. Er bedankte sich nochmals bei den Teilnehmenden für den großen Zuspruch zur Fachtagung und bei den Referenten für Ihre Vorträge sowie dem Bundesverkehrsministerium für die aktive Unterstützung. Er betonte, dass die Bauwerksprüfingenieure weiterhin vor großen Herausforderungen stehen. Diese Aufgabe könne nur bewältigt werden, wenn bestens ausgebildete Fachleute zur Verfügung stehen. Dafür stehe der VFIB, für den Qualitätssicherung und Fortbildung oberste Priorität haben. Die Durchführung von Fachtagungen sei dabei ein wichtiger Bestandteil der Arbeit des VFIB, was auch in Zukunft weitergeführt werden soll.
Es folgte ein Grußwort des Direktors der Niederlassung Nordbayern bei der Autobahn GmbH RegBM Dipl.-Ing. Thomas Pfeifer. Er betonte in seinem Grußwort, dass das neue Format als Fachtagung aus seiner Sicht eine überaus erfreuliche Fortentwicklung der etablierten Erfahrungsaustausche und damit im Bereich der Bauwerksprüfung zwischenzeitlich zur Institution geworden sei. Die Sicherheit und Verfügbarkeit der Infrastruktur habe oberste Priorität – wozu der VFIB wesentlich beitrage.
Der anschließende Eröffnungsvortrag wurde von MR Prof. Dr.-Ing. Gero Marzahn, Referatsleiter im Bundesverkehrsministerium, zum Thema „Erfahrungsbericht zu den Untersuchungsergebnissen der Carolabrücke in Dresden – Erkenntnisse und Auswirkungen auf die Bauwerksprüfung“. Das Interesse an diesem Vortrag war natürlich durch den plötzlichen und unerwarteten Teileinsturz der Carolabrücke besonders groß. Im Vortrag wurde insbesondere auf folgende Fragen eingegangen: Wie konnte es zu einem solchen Ereignis kommen? Welche Ursachen führten zum Versagen? An welcher Stelle trat das strukturelle Defizit auf? Warum blieben Hinweise auf das sich anbahnende Versagen trotz regelmäßiger Überwachung so lange unentdeckt? Als vorläufiges Ergebnis können inzwischen einige Erkenntnisse für eine Vorselektion solcher Bauwerke genannt werden, mögliche Konsequenzen und Handlungsanweisungen werden aber wohl noch eine gewisse Zeit dauern. Der nächste Vortrag von Dipl.-Ing. Klement Anwander vom Ingenieurbüro nowiC GmbH beschäftigte sich wiederum mit der neuen DIN 1076 unter dem Titel „Die neue DIN 1076 – Anforderungen an die Austauschformate und Schnittstellen für die Dokumentation von Bauwerksprüfungen“. Durch die Öffnung der DIN 1076 für die Anwendung digitaler Prüfverfahren rückt die Frage nach standardisierten Austauschformaten und Schnittstellen in den Fokus. Im Vortrag wurden entsprechende Anforderungen aufgezeigt und auf ein Forschungsvorhaben der BASt hingewiesen, das sich mit der Evaluation zentraler Datenzugangspunkte und Schnittstellen für das Lebenszyklusmanagement von Brücken befasst. Welche großen Herausforderungen für die Infrastrukturbetreiber bei der Erhaltung älterer Bestandsbauwerke bestehen, zeigte der Vortrag „A13 Brenner Autobahn Luegbrücke – Herausforderungen in der Bauwerkserhaltung mit Schwerpunkt auf die Bauwerksprüfung sowie Möglichkeiten und Maßnahmen am Ende der Nutzungsdauer“ von Dipl.-Ing. Peter Augschöll, Regionalleiter Asset Management bei der ASFINAG Bau Management GmbH. Bei dem Bauwerk handelt es sich um eine 1.804 m lange Hangbrücke, gebaut 1966 – 1968. Nach kurzer Vorstellung der Bauwerksprüfung in Österreich wurden zunächst die Konstruktion des Bauwerks und die wesentlichen Erhaltungsmaßnahmen erläutert. Besondere Probleme bereiteten vor allem Hangbewegungen in einem Pfeilerbereich, Schäden an Koppelfugen und gravierende Korrosionsschäden an den Tragwerksfugen. Ein hochinteressanter Vortrag, der die besondere Bedeutung einer intensiven Überwachung solcher Bauwerke aufzeigt. Interessant war auch der nächste Beitrag, bei dem Dipl.-Tech. Thomas Zwicky vom Bundesamt für Straßen ASTRA aus der Schweiz über „Hauptinspektionen an Kunstbauten der ASTRA-Filiale Zofingen“ berichtet wurde. Im Vortrag wurde ein Überblick über den Gesamtprozess des Erhaltungsmanagements von der Überwachung bis zur Ausschreibung sowie über die Erfassung und Bewertung der Inspektionsergebnisse gegeben. Überraschend war, dass trotz ähnlicher Altersstruktur der Zustand von 90% der Ingenieurbauwerke als gut bis annehmbar beurteilt wird. Der Grund ist offensichtlich eine dauerhafte und ausreichende Finanzierung der Erhaltung! Nach der Mittagspause wurde die Tagung durch einen Vortrag von StBD Dipl.-Ing. Bastian Limberg vom Tiefbauamt Stadtbahn der Landeshauptstadt Stuttgart und Dipl.Ing. Ralf Bothner vom Ingenieurbüro Leonhardt, Andrä und Partner über die „Rosensteinbrücke Stuttgart – von den Erkenntnissen der Bauwerksprüfung bis zum Brückenrückbau“ fortgesetzt. Bei der von Fritz Leonhardt entworfenen Brücke handelt es sich um ein Rahmenbauwerk in Spannbetonbauweise mit 4 Fahrstreifen und 2 Stadtbahngleisen. Im Vortrag wurde ausführlich über die vertiefte Bauwerksprüfung berichtet, bei der starke Korrosion an den Spanngliedern und Litzenbrüche festgestellt wurden. Begleitende statische Berechnungen führten schließlich dazu, dass die Brücke umgehend für den Verkehr gesperrt und der Brückenrückbau eingeleitet werden musste, über den ebenfalls berichtet wurde. Auch der nächste Vortrag beschäftigte sich mit Schäden an älteren Bauwerken. Im Vortrag von Dipl.-Ing. Peter Gilles, Leiter der Abteilung Bauwerksmanagement bei der Autobahn GmbH, ging es um „Besondere Herausforderungen bei der Prüfung von Stahl- und Stahlverbundbrücken am Beispiel der Moseltalbrücke Winningen im Zuge der A61 – Von der Bauwerksprüfung zur Instandsetzung der zweithöchsten Autobahnbrücke Deutschlands“. Im Vortrag wurden zunächst die Historie und die Konstruktion vorgestellt sowie ausführlich über die Schadensdetektion bei der Bauwerksprüfung berichtet. Dabei wurden im Zuge der handnahen Prüfung signifikante Risse in den oberen Querträgerknoten festgestellt, die umgehend zu verkehrlichen Maßnahmen und umfangreichen Instandsetzungen führten. Über ähnliche Erfahrungen berichtete der Vortrag von Prof. Dr.-Ing. Uwe Willberg und Bautechniker Bernd Kranzeder von der Autobahn GmbH Niederlassung Südbayern zum Thema „A8 Loithalbrücke – Kleiner Fehler,große Wirkung“. Im Rahmen einer einfachen Prüfung wurde beim Widerlager Salzburg am Hauptträger im Bereich des Untergurts ein durchgehender Riss festgestellt, der sich trotz erster Maßnahmen weiter vergrößerte. Erst durch weitere Beobachtungen konnte als Ursache des Risses eine Verformungsbehinderung der Lager festgestellt werden. Beide Vorträge verdeutlichten die Bedeutung sorgfältiger Prüfungen und fundierter technischer Bewertung. Im letzten Vortrag wurden von M.Sc. Arlene Peters von der Autobahn GmbH Niederlassung Südbayern und Dipl.-Ing. Christine Moog von der Firma MOOG GmbH „Anforderungen an Besichtigungsgeräte – Zugangstechnik für die Prüfung von Lärmschutzwänden – Stand der Technik und mögliche Weiterentwicklungen“ auf die generellen Probleme bei der Prüfung und Zugänglichkeit insbesondere von hohen Lärmschutzwänden hingewiesen. Von der Firma Moog wird hierfür zurzeit ein neues Besichtigungsgerät entwickelt, dass auch bis zu 10 m hohe Wände prüfbar machen soll. Für die Bauwerksprüfingenieure wäre dies eine wichtige Weiterentwicklung, die die Bauwerksprüfung entschieden leichter und sicherer machen könnte. Besonderer Dank für die Vorbereitung und Durchführung der Fachtagung gilt insbesondere Frau Dr.-Ing. Gunhild Nitzsche und dem gesamten Team der Geschäftsstelle des VFIB, die dies wieder mit großem Erfolg gemeistert haben. Schon jetzt lädt der Vorstand des VFIB zur 3. Fachtagung Bauwerksprüfung nach DIN 1076 am 24. und 25.11.2027 wiederum in Würzburg ein. Mit freundlichem Grüßen |
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